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Schuldgefühl und Aggression: Ein dialektisches Wechselspiel

  • Autorenbild: Hyeon Ju Pak
    Hyeon Ju Pak
  • 5. März
  • 2 Min. Lesezeit

Schuldgefühle untergraben den Selbstrespekt, während Aggression den Respekt gegenüber anderen verhindert – beide wirken letztlich gegen das innere Selbst.

 

Schuld bedeutet eine unbewusste Selbstbestrafung als Reaktion auf einen Fehler, dem wir uns nicht stellen wollen. Sie schwächt unser Selbstwertgefühl, da der Versuch der Sühne die eigentliche Übernahme von Verantwortung ersetzt. Dadurch empfinden wir uns selbst als geringwertig und verachtenswert.

 

Aggression hingegen ist eine übersteigerte Reaktion auf äußeres Scheitern, gemessen an unseren eigenen Erwartungen und Maßstäben. Sie dient als Mittel, um andere zu bestrafen. Doch in Wahrheit richtet sich diese Aggression gegen uns selbst, denn sie ruft – oft auf einer unbewussten Ebene – Schuldgefühle und ein Gefühl der Unwürdigkeit hervor, das aus unserem Mangel an Respekt gegenüber anderen entspringt. Letztlich greifen wir zur Aggression, wenn wir nicht akzeptieren können, dass weder andere Menschen noch die Umstände des Lebens unserer Kontrolle unterliegen.


Schuld und Aggression beeinflussen sowohl die Kommunikation als auch das Gemeinschaftsgefühl und stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander.

 

Einerseits führt das Erleben von Schuld dazu, dass wir uns selbst verurteilen und geringschätzen. Dadurch geraten wir in eine unterlegene Position gegenüber anderen, was unsere Fähigkeit zur Kommunikation beeinträchtigt. Aus Schuldgefühl heraus verleugnen wir unsere eigenen Bedürfnisse, unterdrücken unsere Emotionen und verdrängen unsere Wünsche. Dies schafft unbewusst Raum für andere, uns auszunutzen, was letztlich zu Wut und Aggression führt. Die daraus resultierende Irritation entspringt oft nicht direkt dem Verhalten anderer, sondern vielmehr unserer eigenen Unfähigkeit, klare Grenzen zu setzen, die auf einem gesunden Selbstwertgefühl beruhen. Wenn Angst und mangelndes Vertrauen in uns selbst überhandnehmen, öffnen wir unbewusst die Tür für Fremdbestimmung und Missbrauch. Nach außen projiziert wird diese Haltung zu einer stillschweigenden Einladung, von anderen ausgenutzt zu werden.

 

Andererseits führt Aggression dazu, dass wir eine überlegene Position einnehmen, aus der heraus eine wahrhaftige Verbindung zu anderen nicht mehr möglich ist. Wir reagieren feindselig, wenn Menschen oder die Außenwelt nicht unseren Erwartungen entsprechen. Die tiefere Ursache hierfür liegt in einem inneren Mangel – einem Defizit an Selbstachtung und Selbstwertgefühl –, das wir unbewusst von anderen oder der Umwelt ausgeglichen sehen wollen.


Doch da niemand außer uns selbst für unsere Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse verantwortlich ist, erleben wir Enttäuschung und Frustration. Weil wir diese Verantwortung – selbst auf unbewusster Ebene – nicht vollständig übernehmen, entsteht ein Kreislauf aus Wut und Selbstzweifeln. Dies schwächt unser Selbstwertgefühl weiter und hält den Teufelskreis am Laufen. (nach Lili Hernández-Romero)

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